
1. Systemrelevanz von unten
Im Gegensatz zur Finanzkrise 2008 ist es nicht der Investmentbanker, Manager oder Journalist, der sich heute mit dem Siegel der Unverzichtbarkeit schmücken kann. Es sind die in der Selbstdarstellungs- und Statusökonomie eher belächelten Berufe wie Krankenschwester, Kassiererin und Busfahrer, die das Land funktionsfähig halten. Während sich die schillernden Erstgenannten ihre angebliche Systemrelevanz in der Regel teuer bezahlen lassen, darben die Alltagshelden der Pandemie. Hier muss dringend neu verhandelt werden: wer wirklich für die Gesellschaft arbeitet, muss auch systemrelevant entlohnt werden. Das ist mehr wert als Applaus von den Balkonen.
2. First things first
Its the healthcare system, stupid! Und nicht der Klimawandel oder die Transgenderforschung. Gesundheit, das zeigt sich aktuell deutlich, muss Hoheitsaufgabe bleiben. Wir brauchen keine privaten Klinikkonzerne, die Krankenhäuser im ländlichen Raum schließen und die Versorgung der Bevölkerung an ihrer Gewinnerwartung ausrichten. Die Pflegepersonal ausdünnen und als Dank Lohnverzicht fordern. Indien darf nicht die alleinige Apotheke der Welt sein, sondern Medikamentenproduktion gehört zurück in die westlichen Hochlohnländer, damit die Versorgung gesichert ist. Soviel zur Verantwortung der Pharmaunternehmen. Nicht zu vergessen: geforscht werden muss auch in nicht lukrativen Bereichen wie z. B. der Antibiose. Und ja: jede Klinik braucht Hygienebeauftragte mit Durchsetzungskraft.
3. Die Wiederentdeckung des Nationalstaats
Der dümmliche Kommentar, ein Virus mache nicht an Grenzen halt, entlarvt wider Willen die Märchen der No-Border-Fraktion. Während dem Virus durch seinen Wirt wirksam Grenzen aufgezeigt werden, der, solange lebendig, eben unter Quarantäne steht oder durch die Welt reist, haben sich jüngst nur einzelne Staaten als handlungsfähige Akteure erwiesen. Nicht die EU oder die UN. Ein Land nach dem anderen tat das, was gestern noch scheinbar unmöglich und menschenverachtend war: die eigenen Grenzen schließen. Denn nur der verfemte Nationalstaat hat de jure und per Votum seiner Staatsbürger die Macht (als Ausdruck seiner Souveränität), dicht zu machen. Und plötzlich klappt, was laut Merkel nicht geht: tausende Kilometer deutscher Grenze zu sichern. Leider ist den meisten Medien dieser Widerspruch nicht aufgefallen. Die EU brauchen wir übrigens auch nicht zur Auflage von Wirtschaftsprogrammen. Die Bundesregierung hat wie wir alle wissen, eigenmächtig ein Paket in historischer Größe aufgelegt. Was anschließend die Begierde einiger europäischer Nachbarn geweckt hat – Stichwort Eurobonds…
4. Homeoffice works
Da soll noch mal einer sagen, ohne das Überwachungsregime der Großraumbüros würde der Schlendrian Einzug halten. Es läuft Zuhause reibungslos, trotz der Versuchung in Garten oder Kühlschrank und auch trotz Homeschooling. In den Dimensionen Disziplin, Engagement und Produktivität sind soweit keine Einbußen zu verzeichnen. Die Kasernierung in Bürotürmen ist also nicht die beste Organisationsform der Zusammenarbeit und eine Zukunftsweisende ohnehin nicht. Nach Corona darf es kein zurück mehr zur leidigen Präsenzpflicht in vielen Branchen geben. Da hat die SPD endlich mal wieder einen vernünftigen Gesetzesvorschlag, der Homeoffice als Recht verankern will. Weniger Staus, weniger Emissionen und Kosteneinsparungen für Unternehmen dank Büroflächenreduktion. Und vor allem: zufriedenere Menschen.
5. Deutschland kann doch digital
Das Wehklagen über die abgehängte Digitalinfrastruktur unseres Landes war, wie man am aktuellen Pandemie-Stresstest erkennt, teilweise überzogen. Die Netze sind nicht überlastet und auch auf dem Land kommen Daten an. Das es deutlich besser geht und Versorgungslücken in der Provinz nicht sein dürfen, steht außer Frage. Es wäre wünschenswert, wenn die Bedeutung technologischer Aufrüstung für die Zukunftssicherung des Standorts Deutschland jetzt auch dem letzten Politiker offenkundig werden. Wenn in die Digitalisierung der Schulen und des Gesundheitssystems investiert würde. Damit es der virtuellen Infrastruktur nicht so lausig ergeht, wie der analogen bzw. physischen. Im Netz stirbt die Hoffnung zuletzt.
Eine Antwort auf „Eine handvoll Lehren aus Corona“
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Zu 1.
Ich verstehe den Wunsch nach einer guten Bezahlung. Jedem. Leider sind wir aber eine Marktwirtschaft, wenn auch sozial aber jede Einflussnahme des Staates in die Tarifautonomie widerspricht dem. Eine freie Gesellschaft handelt die Gehälter selber aus. Angebot und Nachfrage — und jedem sollte klar sein, dass eine Anhebung der Gehälter eine zusätzliche Verteuerung unserer Krankenkassenbeiträge zur Folge hätte. Meist betrifft es die, die eh immer viel geben. Der Mittelstand.
Zu 4.
Homeoffice oder wie die Spanier sagen Tele Trabajo, ist eine schöne Sache. Wäre ich noch Angestellter, hätte ich mich darüber gefreut. Aber auch hier. Ein Recht darauf entmündigt die Unternehmen das zu tun was sie möchten. Es ist und soll eine freie Unternehmerische Entscheidung sein es anzubieten, in Teilen oder überhaupt nicht. Der Staat soll sich da raus halten. Das ist wieder typisch SPD, der Vater Staat sagt wo und wie es lang geht.
Was spricht dagegen, den Unternehmer Anreize zu bieten, das freiwillig zu tun?