
Im Arbeitsprozess eines Kreativen kommt es immer wieder zu betriebsbedingten Leerläufen. Es gibt nichts zu tun oder bestimmte Jobs werden aufgeschoben, weil sie öde sind. Da steht diese Vorstellung im Raum, gerade die Arbeitszeit der Kreativen wäre kostbar und es gelte, möglichst keine schöpferischen Momente zu verschwenden. Aber ist das in einer arbeitsteilig organisierten Struktur, als Angestellter, der primär seine Arbeitszeit „verkauft“, überhaupt möglich?
Vielleicht ist die Ideenarbeit am besten als freie Tätigkeit abbildbar, als Gig eben wie in der Popindustrie. Du wirst für einen Konzeptionsauftritt gebucht und lieferst im Zeitraum x ab. Danach gehört der Ideenrocker wieder sich selbst. Das funktioniert für manche, andere bevorzugen die vermeintliche Sicherheit der Festanstellung. Die ja immerhin auch eine feste, dauerhafte Einbindung in ein Team mit sich bringt.
Eine KI ficht das alles nicht an. Sie kennt keine Langeweile, keine Angst vor den Unwägbarkeiten der Selbstständigkeit, die auch unerwünschte Freiheit von Arbeit bedeuten kann. Inwieweit können Algorithmen in Zukunft kreative Tätigkeiten erledigen? Ist es nicht sogar wünschenswert, das der Kreativ-Robo einem die dröge SEO-Texterei abnimmt? Oder die Übersetzung der globalen Kampagnenvorlage. Wer die Lust totschlägt, killt den Erfolg, finde ich. Die Lust im Arbeitsalltag hochzuhalten, ja betriebsseitig überhaupt zuzulassen, ist oft das eigentliche Problem.